Weltordnung ohne Europa
Débat organisé dans le cadre de la sixième édition du "Neu Zürcher Zeitung-Podium Berlin" au sujet de la future place géopolitique de l'Europe : Welche geopolitische Position soll Europa anstreben, und mithilfe welcher Partner?
Extrait du compte rendu du débat
Was braucht es eigentlich, um sich in der Weltordnung als Global Player zu etablieren? Der Podiumsreferent und amerikanische Philosoph Mark Lilla behauptet, es seien nicht etwa Reichtum oder Waffen. Es sei viel eher ein politisches Selbstbewusstsein. China zum Beispiel sehe sich als Erbe einer uralten Zivilisation, die eines Tages wieder ihre alte Grösse erlangen sollte. Saudiarabien erachte sich als Hüter der heiligsten Stätten des Islams und damit als rechtmässiger Führer der muslimischen Welt, Russland betrachte sich als leidender Christus der Nationen und Amerika als deren unschuldiger Erlöser. Die Europäische Union kann sich laut Lilla aber nicht darauf einigen, was sie ist und was sie will. Um als autonomes Gebilde ihre Machtausübung legitimieren zu können, fehle es der EU – im Gegensatz zu ihren stärksten Mitgliedern – ausserdem an den nötigen Institutionen. Und so scheine es, dass die Weltordnung ohne Europa etabliert werde, so der an der New Yorker Columbia University lehrende Philosoph.
Welche geopolitische Rolle kann und soll die EU einnehmen? Würden die Europäer eine Rolle als Global Player überhaupt unterstützen, oder wünschen sie sich doch eher eine «Weltordnung ohne Europa»? Und welches wären Europas Partner in dieser Weltordnung? Es diskutieren Harold James, Alexander Graf Lambsdorff, Frank Schimmelfennig und Cem Özdemir. Der renommierte Wirtschaftshistoriker James ist an der Princeton University in New Jersey Spezialist für neuere deutsche Geschichte und setzt sich als Professor für Geschichte und internationale Politik mit Themen im europäischen Kontext auseinander. Sein Kollege Schimmelfennig ist Professor für europäische Politik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Lambsdorff nimmt seit 2004 für die deutsche FDP Einsitz im Europäischen Parlament und amtet als dessen Vizepräsident, und der zweite Politiker in der Runde ist der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Partei Bündnis 90/Die Grünen und ehemaliger Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
Das Podium findet in Zusammenarbeit mit der Hertie School of Governance und der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt. Gesprächsleiter ist der Stellvertretende NZZ-Chefredaktor Luzi Bernet.